VOICES
In: Zwischen Fuß und Tag, Biografisches Theater, edition Smidt, 2005
Produktion: Akademie der Wissenschaften Berlin, 2000
Aufführungen: Akademie der Wissenschaften 2000, Zeiss-Großplanetarium, Schwartzsche Villa, 2001
Darsteller: Gudrun Gabriel, Felicitas Kirchgässner, Sophia Ryssèl
Regie: Friedhelm Ptok, Gisela Zies
Personen:
Betty, Ines, Jane
Inhalt:
Drei Schauspielerinnen haben den Auftrag, ein Stück über die Astronomin Christine Kirch (1697-1782), die Schriftstellerin Bettina von Arnim (1785-1859) und eine zeitgenössische Wissenschaftlerin auf die Bühne zu bringen. Trotz kleiner Konflikte während der Proben (die Schauspielerin Jane besteht darauf, sich selbst darzustellen, als eine, die zwischen Wissenschaft und Kunst hin- und herschwankt), gelingt es den Frauen, Szenen für ihr Stück zu erfinden. Dabei erkennen sie, dass Weltbilder auch die Wahrnehmung bestimmen.
Textprobe:
INES: Am Anfang war das Wort!
JANE: Kein Wort, ein Wörtlein! Ein Bündelchen Werg zum Feuermachen, ein Geflecht voll eingewirkter Energie, ein Bündel bewahrenswerter Werte!
BETTY: Es ist Abend, ich stehe am Meer, über den Wellen tanzen geheimnisvolle Blauschatten, wer könnte das sagen?
INES: Eine Romantikerin, die nicht begreift, dass sie von der Natur im selben Augenblick Abschied nimmt, als sie sie gerade entdeckt.
BETTY: Von weit her dringt Lärm an mein Ohr!
INES: Maschinenlärm!
JANE: Sternklare Nacht. Ich sitze am Wannsee. Über mir Lichtmaschinen, Marschflugkörper, Tarnkappenbomber, die den Mantel der Nacht zerfetzen. Ihre Bordlichter stehen mit den Sternen auf du. In den Prielen des Kosmos fluten Wolken ein. Polaris, Benetnasch und Mizar erlöschen auf seinem Grund ...
INES: Schnippschnapp, Zunge ab!
JANE: Du Zwispalterin du!
INES: Du Zwisel!
BETTY: Du Zwickwerkerin!
INES: Du Zünseldorn!
JANE: Du zyanphytische Blaualge du!
BETTY: Du Blaustrumpf!
JANE: Learned women!
BETTY: Gelehrte Frauen!
JANE: Des femmes savantes!
DIE SCHLANGE ABER
Uraufführung: Theater an der Winkelwiese, Zürich 1983
Regie: Margot Gödrös
Kostüme: Ruth Graedel
Musik: Karl Löwenherz
Requisiten: Sandra Freytag
Mit: Barbara Nothegger, Doris Raschle, Hannes Gillmig, Ulrich Bodamer u.a.
Personen:
Jeanne d’arc
Hexe
Geoffrey Chaucer
der Heilige Michael
Schauspielerinnen auf der Suche nach ihren Rollen
(Sappho, Circe, Medea, Penthesilea u. a. )
Jacobs & Kersten: Jeder von uns bezieht sich mit der Entscheidung, eine Rolle anzuehmen oder nicht, auf den jeweiligen gesellschaftlichen Hintergrund. In der Interaktion der Figuren werden die komplexen Prozesse dieser Annahme, Verweigerung und Verschiebung gesellschaftlicher Rollen durchgespielt. (Playmarket-Theaterverlag)
Maya Doetzkies: Ein Spiel, ein Denk-Spiel über das Ewigweibliche, über Mythos die Realität.
(Presse-Archiv Zürich)
Textprobe:
CHAUCER: Ihr Schicksal war Frausein, ihre Geschicke schickte der Mann.
JOHANNA: Dichter sind Männer!
CHAUCER: Menschen, Johanna!
JOHANNA: Sag ich ja!
CHAUCER: Ich bewies dir doch als Mann, dass ich entschieden für euch sein kann.
JOHANNA; Vorsicht, Jeff, du dichtest!
CHAUCER: Du verziehst dein Gesicht?
JOHANNA: Ich hasse die kleinen Geschicke. Sich zu opfern, sei meine Größe. Was für ein Unsinn! Ich wollte mich nicht opfern, man hat mich gezwungen. Ich wollte siegen!
CHAUCER: Du hast gesiegt!
JOHANNA: Wie waren die Worte? Denn auf Erden ist mein Hoffen, und im Himmel ist es nicht! (sie weint)
CHAUCER: (streichelt sie) Jenny, bitte! Wir wollen feiern heute!
JOHANNA: Feiern? Theater spielen! Leiden! Rache-Utopien zelebrieren! (setzt sich an den Brunnenrand) Ach, Jeff! Die Wirklichkeit bekommt mir nicht!
CHAUCER: Wir sollten in Tal reiten. Meine Kehle ist trocken. Ich werde erst weiter mit dir streiten, wenn wir etwas Kräftiges gegessen haben!
JOHANNA: Na gut, solange ich keinen besseren Liebhaber gefunden habe: campus amplus est, extendite!